LimeMycelium

symbiotisch wachsendes Material

Das Konzept legt nahe, dass Pilzmyzel und bakterielles Calciumcarbonat ein Verbundmaterial bilden, das in beliebigen Formen in industriellen Standards wachsen kann. Es ist leicht, stabil und zu hundert Prozent biologisch abbaubar.

Es wäre möglich, dass Mycel als faserige Chitinstruktur statt im Boden in der Luft wachsen zu lassen, wenn zwei weitere Bedingungen erfüllt sind: In Form von Nebel wird eine optimierte Nährstofflösung zugeführt und während des Wachstums wird das Hyphennetzwerk durch die im Projekt verwendeten Bacillus pasteurii oder artverwandten Bakterien verkalkt, um ihm Stabilität zu geben.

Das symbiotische Wachstum selbst könnte dann parametrisch durch die Richtung und Intensität des Nährstoffnebels und Luftbewegung im Inkubator gesteuert werden.

Erste Versuche mit symbiotisch gewachsenem und dadurch verkalktem Mycel zeigen, wohin diese Technologie führen könnte: zu einer Art computergesteuertem Wachstum natürlicher Materialien ohne Werkzeug, zu einer Produktion, die extrem vielseitig einsetzbar ist und zu Produkten, die nicht nur biologisch abbaubar, sondern auch hochgradig anpassungsfähig sind.

Das klarste Ergebnis habe ich mit einem dreigeteilten Test erzielt. Ich benutzte drei Falkenröhrchen mit einer theoretisch für beide Lebensformen geeigneten Nährlösung. In eines pflanzte ich flüssiges Austernpilzmyzel, in ein anderes Sporosarcina pasteurii, und beide in das dritte. Zusätzlich pumpte ich zweimal täglich 15 Minuten lang gefilterter Luft von unten durch die Probe.

Die kooperierenden Wissenschaftler Dr. Norman Friedrich und Dr. Filipe Natalio sagten, dass mindestens 5 Jahre Forschung nötig währen, um wirklich zu verstehen, was während der Tests passiert ist.

Möglicherweise müssten die Bakterien für ein gemeinsames Wachstum gentechnisch verändert werden, damit die Pilze sie nicht abstoßen. Es gibt Bakterien, die sich als Pilze tarnen und durch die Hyphen reisen. Daher denke ich, dass es auch möglich ist, kompatible biomineralisierende Bakterien zu finden.

Die Darstellung der Teile der Symbiose gehört zu einer gelungenen Demonstration des Konzepts. Deshalb versuchte ich mich im Pilzzüchten, was mir mit Austernpilzen auch gelang. Ich ließ das Myzel einer Form eines einfachen Hockers wachsen. 

Ein eins zu eins Modell des Hockers aus Bauschaum und Gips zeigt, wie die individuellen Produkte aus LimeMycelium aussehen könnten. Während der Präsentation wurde auf seine Oberfläche das Wachstum mit einer Projektion simuliert.

Ein Modell aus in Gips getränktem Memoryschaum simulierte die zarte stabile Haptik des symbiotischen Materials.

Semesterprojekt microbes I betreut durch Professorin Mareike Gast

weitere Websites zum Semesterprojekt: BURG, Prof. M. Gast

fünftes Bachelorsemester Industriedesign